Folgende Pressemitteilung wurde am 06.01.2021 veröffentlicht:
Antidiskriminierungsstellen in Sachsen-Anhalt ziehen Bilan
Mit der Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalt bei der Halleschen Jugendwerkstatt gGmbH sowie der Beratungsstelle „ENTKNOTEN“ des „Landesnetzwerkes der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V.“ (LAMSA) stehen im Land Sachsen-Anhalt zwei Angebote zur Verfügung, die in Diskriminierungsfällen beraten.
Während sich „ENTKNOTEN“ auf die Beratung in Fällen von rassistischer Diskriminierung spezialisiert hat, unterstützt die Antidiskriminierungsstelle Ratsuchende bei Diskriminierungsfällen aufgrund von Alter, Behinderung, Religion/Weltanschauung, sexueller Identität oder Geschlecht.
Liegt im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes eine Diskriminierung vor, führt die Antidiskriminierungsstelle eine vorjuristische Beratung durch. Dabei verfassen die Beratungsstellen Beschwerden an die betroffene Institution oder Einrichtung, die dann schriftlich Stellung nehmen kann. Nach diesem Schritt können beispielsweise moderierte Gespräche folgen, die zu einem besseren Diskriminierungsschutz beitragen sollen.
Staatssekretärin Susi Möbbeck, Integrationsbeauftragte der Landesregierung, dankt den Beratungsstellen für ihren Einsatz: „Menschen, die Diskriminierung erfahren, dürfen nicht allein gelassen werden. Es braucht viel Kraft und Mut, sich gegen Diskriminierung zu wehren. Mit der Beratung in Diskriminierungsfällen stärken wir Betroffenen den Rücken. Gleichzeitig wollen wir durch Sensibilisierung dazu beitragen, dass es künftig zu weniger Diskriminierungsfällen z.B. auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt kommt.
Der Schutz vor Diskriminierung ist für ein gutes Zusammenleben in Sachsen-Anhalt unverzichtbar.“ Im Zeitraum vom 01.01.2019 bis 30.11.2020 haben sich rund 200 Personen durch die Antidiskriminierungsstelle beraten lassen. Bei den gemeldeten Fällen handelte es sich am häufigsten um eine Ungleichbehandlung aufgrund ethnischer Herkunft. Besonders oft fand sie im Bereich Arbeit statt.
Bereits vor Beginn der Corona-Pandemie gab es bei dem Diskriminierungsmerkmal Behinderung die zweithöchste Anzahl der Fallanfragen. 2020 meldeten sich besonders häufig Personen, die aufgrund einer Behinderung oder chronischen Erkrankung dem Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung nicht nachkommen 2 können und denen der Zugang zu Ladengeschäften oder Verkehrsmitteln verwehrt wurde.
Der Landesbehindertenbeauftragte, Dr. Christian Walbrach, und die Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalt haben deshalb eine gemeinsame Aufklärungskampagne gestartet, um auf die Ausnahmeregelungen von der Maskenpflicht hinzuweisen.
In Halle und Magdeburg berät die Beratungsstelle „ENTKNOTEN“ Personen, welche von rassistischer Diskriminierung betroffen sind. Die Beratung möchte Menschen befähigen, Diskriminierungserfahrungen nicht weiter hinzunehmen und von ihrem Recht auf Gleichberechtigung und Teilhabe Gebrauch zu machen. 2019/2020 konnte die Beratungsstelle in 108 Fällen unterstützen und die beratenen Personen über ihre Rechte informieren. „Ratsuchende, die unsere Beratungsstelle aufsuchen, gehen mit dem Gefühl aus der Beratung heraus, dass sie ernst genommen werden und fühlen sich dadurch gestärkt. Das ist eine Form von Ermutigung, die nicht zu unterschätzen ist“ hält Beraterin Laura Schrader fest.
Die meisten Personen suchten die Beratungsstelle auf, da sie Diskriminierungserfahrungen in Kita, Schule und Sprachkurs (24 %) gemacht haben. Darauf folgen Diskriminierungserfahrungen bei der Wohnungssuche durch Vermieterinnen und Nachbarinnen (18 %). „Antidiskriminierungsarbeit ist ein bedeutendes politisches Instrument, das die Herausforderungen, Problemlagen aber auch die Forderungen von marginalisierten Menschen in Sachsen-Anhalt aufzeigt“ konstatiert ENTKNOTEN-Beraterin Mary Lange.